Familie Schwab

Wohnhaus Rita Schwab(Wohnhaus von Familie Schwab, Rietstraße 43, rechts von der „Tor Brauerei,“ damals)

Marx Schwab, von Beruf Viehhändler war, 1884 mit seinem Bruder Samuel aus Schmieheim nach Villingen gekommen. Bruder Isaak lebte zu diesem Zeitpunkt bereits dort. Seine Tochter heiratete Michael Bloch, einen Textilwarenverkäufer. Marx hingegen erwarb in Villingen die Rietstraße 40 und betrieb dort seinen Viehhandel.

Mit seiner ersten Ehefrau Fanny Schwab, die früh verstarb, und seiner zweiten Ehefrau Pauline Schwab hatte er insgesamt sieben Kinder. Ein Sohn – Sally (*1896) – kam 1939 nach Villingen. Zu diesem Zeitpunkt wohnten dort schon Marx´Kinder Jakob (*1881),  Heinrich(*1885) und Martha (*1894). Jakob, der aktives Mitglied beim FC 08, im Gesangsverein, sowie im Turnverein Villingens war und als Soldat im ersten Weltkrieg das Eiserne Kreuz erhalten hatte, übernahm den väterlichen Viehhandel nach 1912. Vater Marx Schwab starb einige Jahre später 1923. Fortan wohnte Jakob mit seiner Frau Bella und seinen Kindern Hans (*1913) und Friedel Rita (*1924) im ehemaligen Haus des Vaters in der Rietstraße 40. Dort wohnten auch Jakobs Geschwister Heinrich und Martha, die einige Häuser weiter in der Rietstraße 15 gemeinsam ein Wäschereigeschäft betrieben.

Bereits im Jahre 1936 verkaufte Jakob die Rietstraße 40 an eine befreundete Familie und die Schwabs blieben im Hinterhaus wohnen.

Die Lage für die jüdischen Bürger begann sich in den Folgejahren immer mehr zu verschlimmern. In der Reichspogromnacht 1938 wurden Jakob und Heinrich Schwab von der Gestapo verhaftet und für einige Zeit nach Dachau deportiert. Im Jahr darauf versteckten sich mehrere jüdische Männer am Jahrestag der Reichspogromnacht aus Angst vor erneuten Repressionen im Wald und hatten sogar vor, sich im Notfall mit Gift selbst zu töten. Die Kinder Jakob Schwabs, Friedel Rita und Hans, sahen sich immer mehr Anfeindungen in der Schule und der Öffentlichkeit ausgesetzt. Deshalb beschloss Jakob Schwab zusammen mit seiner Frau Bella und Tochter Friedel Rita ins Ausland zu fliehen. Dies gelang 1939 und die Familie reiste über Triest nach Palästina, wo Sohn Hans Schwab bereits seit 1938 lebte. Jakobs Geschwister Heinrich, Martha und Sally waren in Villingen geblieben und wurden 1940 zunächst nach Gurs und später nach Riga deportiert, wo alle ums Leben kamen.

Jakob Schwab, seine Frau Bella, die Tochter Friedel Rita und der Sohn Hans hatten durch die Flucht nach Palästina ihre Leben gerettet. Dennoch war die Flucht auch mit Schmerz verbunden, denn sie müssen alle sehr an ihrer Heimat gehangen haben. Das beweist alleine schon die Rückkehr von Hans Schwab nach Villingen im Jahre 1955. Zwei Jahre später kehrten Bella und Jakob zurück. Friedel Rita Schwab blieb in Palästina, nun Israel, und trägt heute den Namen Rita Jacob. Sie besuchte Villingen 2009 und erzählte dort über ihre Erlebnisse als Jüdin in der Zeit des Nationalsozialismus. Auch ihre ehemalige Schule, die St.Ursula Schule in Villingen, besuchte sie.

Rietstraße 40(ehemals Wohnhaus der Familie Schwab, Rietsraße 40, heute)

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